Prof. Dr. Helge Ritter: Die Eroberung des Denkens. 13. Juni 2005.

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Worum es geht:
Die Entwicklung natürlicher Intelligenz vollzog sich über einen Zeitraum von mehreren hundert Millionen Jahren. Erst ganz „spät“ entstanden die Fähigkeiten, die wir als Spitzenleistungen menschlicher Intelligenz bewundern:
Sprache, logisches Schließen, Mathematik. Lange Zeit durch diese Fähigkeiten „hypnotisiert“, haben Versuche zur Schaffung künstlich intelligenter Computerprogramme und Roboter erst im Laufe der letzten Dekade zu der Einsicht geführt, daß die Nachbildung der prärationalen, „intuitiven“ Anteile unserer Intelligenz die vielleicht bei weitem größere Herausforderung darstellt. Fähigkeiten wie Mustererkennung, aber auch viele „Alltagsgriffe“ unserer Hände stellen sich immer noch als zu komplex für heutige Roboter heraus. Wir diskutieren, warum die technische Eroberung des Denkens aufs engste mit einem fundierteren Verständnis des Greifens mit Händen zusammenhängt und gehen darauf ein, wie Sprache die Brücke vom Greifen zum Be-Greifen schlägt. Wie weit ist es dann noch bis zum sprechenden, handelnden und selbstständig begreifenden, vielleicht sogar „mitfühlenden“ Roboter? Anhand dieser Frage diskutieren wir möglicherweise inhärente Grenzen unserer heutigen Art und Weise, Technik zu entwickeln und wagen einige Spekulationen über unsere Zukunft.

Zum Referenten:
Helge J. Ritter ist Informationswissenschaftler. Er studierte Physik und Mathematik an den Universitäten von Bayreuth, Heidelberg und München. 1988 Promotion im Fach Physik an der TU München. Seit 1985 beschäftigt er sich in seinen Forschungen mit neuronalen Netzwerken. 1989 Gastwissenschaftler am Laboratory of Computer and Information Science in Helsinki. Dann Assistant Research Professor am Beckman Institute for Advanced Science and Technology und im Department of Physics der University of Illinois at Urbana-Champaign. Seit 1990 Professor im Department of Information Science der Universität Bielefeld. Forschungsschwerpunkte sind of „Neural Computation“, insbesondere selbstorgani-sierende und lernende Systeme und ihre Anwendung auf maschinelles Sehen, Robotersteuerung, Datenanalyse und interaktive Mensch-Maschine-Oberflächen.
Auszeichnungen: 1999 SEL Alcatel Research Prize, 2001 Leibniz Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).

Interview mit Prof. Ritter in der Landshuter Zeitung

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